Erinnerungsort für die Ez-Chaim-Synagoge
Im Gegensatz zur würdigen Gedenkstätte am Standort der ehemaligen großen Liberalen Gemeindesynagoge ist der Standort der ehemaligen großen orthodoxen Ez-Chaim-Synagoge ein verlorener Ort ohne Hinweise auf die Synagoge. In Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein Kolonnadenviertel und der Henriette-Goldschmidt-Schule soll der verlorene Ort als Erinnerungsort wiedergewonnen werden. Dafür wurden bereits vielfältige Aktivitäten gestartet (siehe unten und Festwoche)
Projektpartner: Bürgerverein Kolonnadenviertel e.V. Leipzig, Henriette-Goldschmidt-Schule
Ez Chaim – Baum des Lebens. Die Erinnerung kehrt zurück.
Veranstaltung fand statt am 27.06.2023, Michaeliskirche
Videos von Vanessa Cardui, Theresa Münnich, Christine Olbrich, Christina Voigt, Torsten Thiele, Mona Keil und Martin Recker.
In den Abendstunden der Festwoche zum 100. Weihejubiläum der Ez-Chaim-Synagoge 2022 wurde mit Hilfe von Videos die Geschichte des verlorenen Ortes künstlerisch beleuchtet. Ausgangspunkt der Videos warendie originalen Quellen über den Ort und die mit ihm verbundenen Menschen. Dazu gehören ein Innenraumfoto, Fotos von Menschen aus der jüdischen Gemeinde, eine Originalmusik-Aufnahme mit dem Kantor der Synagoge, N. Wilkomirsky, sowie Texte, die in der Synagoge gelesen wurden.
Der Bogen der unterschiedlichen künstlerischen Handschriften spannte sich bis zum heutigen jüdischen Leben in Leipzig, denn nicht die Zerstörung stand im Mittelpunkt, sondern die Menschen, denen die Synagoge auch unter schwierigen Bedingungen Halt gegeben hat.
Diese Videos wurden in der Michaeliskirche präsentiert, man kann sie sich auch auf dem Notenspur-youtube-Kanal ansehen.
"Das fehlende Bild" - Christina Voigt
"Baum des Lebens" - Christine Olbrich
"Wisse, vor wem du stehst" - Thorsten Thiele, Mona Keil, Martin Recker
"Tree of Memory" - Vanessa Cardui
"Mein Leipzig - Erinnerungen an ein jüdisches Leipzig" - Theresa Münnich
Die Erinnerung kehrt zurück – Einweihung des Giebelwand-Banners am Ort der 1938 zerstörten Ez-Chaim-Synagoge
Veranstaltung fand statt am Freitag, 23.06.2023, Parkplatz Apels Garten 4
Am 23.06.2023 wurde der gegenwärtig triste Standort der ehemaligen Ez-Chaim-Synagoge im Kolonnadenviertel wieder als Erinnerungsort sichtbar gemacht. Ein großes Innenraumfoto der damals größten orthodoxen Synagoge Sachsens an der Giebelwand des benachbarten Sparkassengebäudes prägt den Platz dauerhaft und befördert die Erinnerung an die Menschen, denen die Synagoge Heimat gab. Viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben sich dafür eingesetzt, dass die jüdischen Menschen, die in der Synagoge ein- und ausgingen und dann vertrieben wurden, nicht dem Vergessen anheimfallen. Seit 20 Jahren bemühen sich der Bürgerverein Kolonnadenviertel und die Leipziger Notenspur um diesen Ort als Gedenkort. Unbekannte zerstörten den zwischenzeitlich aufgestellten Schaukasten und mehrere Erinnerungstafeln. Der Leipziger Notenbogen als Folgeprojekt der Notenspur-Route, auf dem der Standort der Ez-Chaim-Synagoge eine der jüdischen Stationen ist, soll bis 2026 umgesetzt werden.
Im Zusammenhang mit dem 100jährigen Weihe-Jubiläum der Synagoge 2022 ist endlich wieder Bewegung in die Wiedergewinnung des Ortes als Erinnerungsstätte gekommen. Durch eine Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und mit Unterstützung der Sparkasse Leipzig konnte der Notenspur-Verein nun das vandalismusgeschützte Banner realisieren, das die gesamte Breite der Giebelwand einnimmt.
Unter Mitwirkung des Schirmherrn, Oberbürgermeister Burkhard Jung, und weiterer Unterstützerinnen und Unterstützer von Stadt und Freistaat wurde das Banner am 23. Juni 2023 eingeweiht.
Der Gesang des ehemaligen Oberkantors Wilkomirsky erklang in einer Originalaufnahme aus den 1920er Jahren und die jüdische Cellistin Ayala Sivan Levi spielte auf ihrem Cello Melodien in jüdisch-orthodoxer Tradition. Das Hörspiel einer Schülergruppe des Immanuel-Kant-Gymnasiums, das sich mit der Erinnerung an die Ez-Chaim-Synagoge befasst, wurde von den Schülern präsentiert und es waren Texte zu hören, die vor 100 Jahren in der Synagoge gesprochen wurden.