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Die Liste der Komponisten wird laufend ergänzt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

E. T. A. Hoffmann (24.01.1776–25.06.1822)

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann war Jurist, Schriftsteller, Musiker und Zeichner. In Leipzig war er 1813/14 als Musikdirektor und Kapellmeister der Secondaschen Operngesellschaft sowie als freier Künstler tätig.

  1. Lebensstationen
  2. Privates
  3. Verbindung zu Leipzig
  4. Rezeption
  5. Werke
  6. Quellen und Links

1. Lebensstationen

E. T. A. Hoffmann (eigentlich Ernst Theodor Wilhelm; er änderte 1805 seinen dritten Vornamen aus Verehrung für Mozart) wurde am 24. Januar 1776 in Königsberg als jüngster Sohn des Hofgerichtsadvokaten Christoph Ludwig Hoffmann und dessen Cousine Lovisa Albertina Doerffer geboren.

Ab 1782 besuchte Hoffmann die reformierte Burgschule in Königsberg und erhielt Unterricht in Zeichnen und Musik.

1792 begann er ein Jurastudium an der Albertus-Universität Königsberg. 1795 absolvierte er erfolgreich das erste juristische Staatsexamen, es folgten Anstellungen bei Gerichten in Königsberg und Glogau. Nebenbei musizierte und zeichnete er und nahm außerdem Unterricht beim Organisten und Bach-Verehrer Christian Podbielski. 1798 ging Hoffmann nach dem zweiten Staatsexamen an das Kammergericht in Berlin. Dort bildete er sich musikalisch beim Komponisten Johann Friedrich Reichardt weiter.

1800 ging er als Assessor nach Posen. Hier wurde erstmals ein musikalisches Werk Hoffmanns öffentlich aufgeführt, eine Kantate zur Feier des neuen Jahrhunderts; es folgten Aufführungen seiner Musik zu Goethes Singspiel Scherz, List und Rache. 1802 wurde Hoffmann wegen der öffentlichen Verbreitung von Karikaturen über die Posener Gesellschaft nach Płock strafversetzt. 1804 ließ er sich nach Warschau versetzen, wo er dank seines Engagements bei der Musikalischen Gesellschaft auch eigene Werk dirigieren konnte. 1806 besetzten die Franzosen während der Napoleonischen Kriege Warschau und stellten alle preußischen Beamten vor die Alternative, den Huldigungseid auf Napoleon abzulegen oder die Stadt zu verlassen. Hoffmann entschied sich für die Abreise nach Berlin und versuchte, dort als Künstler Fuß zu fassen, was jedoch scheiterte. Finanziell ging es der Familie schlecht.

1808 ging er als Kapellmeister des Hoftheaters nach Bamberg, verlor aber die Stelle nach kurzer Zeit wieder. Er blieb in der Stadt und versuchte sich als freier Künstler, vor allem als Schriftsteller, u. a. mit der Erzählung Ritter Gluck. Diese wurde 1809 in der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung veröffentlicht. Deren Herausgeber Johann Friedrich Rochlitz bot Hoffmann an, Musikkritiken für das Blatt zu schreiben. Besonders wichtig war Hoffmann die Musik Beethovens, dieser bedankte sich 1820 brieflich bei Hoffmann für dessen musikkritische Begleitung seiner Werke. In seinen Kritiken entwickelte Hoffmann sein literarisches alter ego, die Figur des Kapellmeisters Johannes Kreisler; zwei der Beethoven-Rezensionen flossen später in die Erzählung Kreisleriana ein. Ab 1810 war Hoffmann wieder am Bamberger Theater tätig als Direktionsgehilfe mit künstlerischen Aufgaben. Aus finanziellen Gründen gab er in Bamberg auch Musikunterricht.

1812 folgte Hoffmann einem Ruf des Leipziger Operndirektors Joseph Seconda, als Musikdirektor in dessen Operngesellschaft einzutreten, die im Leipziger Comödienhaus auf der Ranstädter Bastei spielte und ebenso in Dresden, wo Hoffmann auch für einige Zeit wohnte. Hier entging die Truppe im Herbst 1813 auch den Kämpfen der Völkerschlacht bei Leipzig, erlebte aber deren schwere Auswirkungen. Anfang 1814, nachdem es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Seconda gekommen war, wurde Hoffmann gekündigt. Unter schwierigen Bedingungen lebte er im kriegsgeschädigten Leipzig fortan von Musikkritiken und dem Verkauf von Karikaturen.

Sein Freund Theodor Gottlieb Hippel, ein preußischer Staatsmann, verhalf ihm zur Rückkehr in den preußischen Staatsdienst. Im September 1814 verließ Hoffmann Leipzig. Die Ernennung zum Kammergerichtsrat in Berlin sicherte ihm ab 1816 ein Jahresgehalt von 1.000 Reichstalern und endlich wieder ein solides Auskommen. Sein Dasein als freier Künstler war beendet, aber nicht sein Künstlersein. Seine romantische Oper Undine, die er in Bamberg begonnen und 1814 in Leipzig vollendet hatte, wurde im gleichen Jahr im Nationaltheater in Berlin erfolgreich uraufgeführt. Mit der Sammlung von Erzählungen Fantasiestücke in Callots Manier (1814/15) erwarb er sich einen Ruf als Schriftsteller, weitere erfolgreiche Erzählungssammlungen und Romane folgten, es entstand ein umfangreiches literarisches Œuvre. Gesellschaftlich pflegte Hoffmann in Berlin Umgang mit Tieck, Chamisso, Eichendorff, de la Motte Fouqué, Alexander von Humboldt und weiteren bedeutenden Persönlichkeiten der Zeit. Allerdings zog er den Unmut des Berliner Polizeidirektors auf sich, weil er häufig einen anderen Blick auf Angeklagte hatte als dieser. Im Roman Meister Floh (1822 erschienen) karikierte Hoffmann den Polizeidirektor, das Werk wurde daraufhin zensiert und er mit einem Disziplinarverfahren belegt.

1822 litt Hoffmann, schon lange kränkelnd, an fortschreitenden Lähmungen und war an den Lehnstuhl gefesselt. Am 25. Juni starb er im Alter von 46 Jahren. E.T.A. Hoffmanns Grab befindet sich auf dem Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde vor dem Halleschen Tor in Berlin-Kreuzberg.

 

2. Privates

Hoffmann hatte ein schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern – der Vater trank, die Mutter war psychisch labil. Zwei Jahre nach seiner Geburt trennten sie sich, er kam ins Haus seiner Großmutter, wo er von seinem strengen Onkel Otto Doerffer erzogen wurde, der auch für seine künstlerische Bildung sorgte.

1798 verlobte sich Hoffmann mit seiner Cousine Minna Doerffer. In seiner Posener Zeit lernte er die Polin Michaelina Rorer-Trzcinska, genannt Mischa, kennen. Nachdem er das Verlöbnis mit der in Berlin verbliebenen Minna gelöst hatte, heirateten sie 1802. Das 1805 geborene einzige Kind des Paares, Tochter Caecilia, starb 1807 in Posen.

Hoffmann hatte zeitlebens zahlreiche Affären, die bekannteste lag in seiner Bamberger Zeit, in der er sich 1811 in seine wesentlich jüngere Gesangsschülerin Julia Mark verliebte, was einen heftigen Skandal provozierte und zum Weggang aus Bamberg beitrug.

Hoffmann war dem Alkohol sehr zugeneigt, am liebsten trank er Rum und Punsch, er nannte seine Streifzüge durch die Lokalitäten „Schlampampen". Sein Alltag in den letzten Berliner Jahren spielte sich zwischen dem Kammergericht und der Weinstube Lutter & Wegner ab.

 

3. Verbindung zu Leipzig

Hoffmann kam im Mai 1813 nach Leipzig, er logiert im „Goldenen Herz". An Freund und Stadtgerichtsarzt Friedrich Speyer schreibt er: „Eine größere Antipolarität in wissenschaftlicher und künstlerischer Hinsicht als Bamberg und Leipzig kann es wohl in der Welt nicht geben. Ja, ich möchte sagen: ist es in Bamberg des Guten zuwenig, so ist es in Leipzig beinahe des Guten zuviel. Aber soviel ist doch gewiß, daß man sich wie ein Fisch im Wasser, im rechten Element froh und frei bewegen kann..."

In Leipzig war er nicht nur für einige Zeit Kapellmeister der Oper, er schrieb auch an seinem Märchen Der goldene Topf und dem Roman Elixiere des Teufels, beide werden später zu seinem literarischen Ruhm beitragen. 1814 erschien in Leipzig unter dem Pseudonym Arnulph Vollweiler Hoffmanns musikalische Fantasie Teutschlands Triumph in der Schlacht bei Leipzig, die als verschollen gilt.

Hoffmann war auch in Leipzig häufig zu Gast in den einschlägigen Lokalitäten, von seinen bevorzugten Kaffeehäusern findet man heute noch den Coffe Baum in der Kleinen Fleischergasse. Hier traf er andere Künstler und lokale Berühmtheiten, darunter den Vater und Onkel des am 22. Mai 1813 in Leipzig geborenen Richard Wagner.

4. Rezeption

Hoffmanns Erzählungen, insbesondere aus der Sammlung Serapionsbrüder (1819/21), haben vielfach Komponisten zu eigenen Werken angeregt.

Robert Schumann veröffentlichte 1838 seinen Klavierzyklus Kreisleriana, so benannt nach der von E.T.A. Hoffmann geschaffenen literarischen Figur des Kapellmeisters Kreisler, in der Schumann den Inbegriff romantischen Künstlertums verkörpert sah. In acht Fantasiestücken porträtiert Schumann sich selbst als Kreisler, er hielt den Zyklus für die beste seiner Klavierkompositionen.

Léo Delibes komponierte nach der Erzählung Der Sandmann aus der Sammlung Nachtstücke (1816/17) das Ballett Coppélia (UA 1840).

Richard Wagner verarbeitete Anregungen aus den Serapionsbrüdern in seinen Opern Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg (UA 1845) und Die Meistersinger von Nürnberg (UA 1868). Der Fliegende Holländer (UA 1843) verdankt seinen mystischen Charakter wohl auch Hoffmanns Werken.

Michel Carré und Paul-Jules Barbier machten den Dichter, dessen Werke in Frankreich großen Erfolg hatten, zur Hauptfigur ihres Schauspiels Les contes d’Hoffmann (1851). Sie wandelten drei seiner Geschichten - Der Sandmann, Rat Krespel und Die Abenteuer der Sylvester-Nacht - so ab, dass Hoffmann in jeder zur Hauptperson wird und fügten Details aus anderen Erzählungen und seiner Biografie hinzu. Jacques Offenbach war von dem Stück begeistert und schuf die Oper dazu, Hoffmanns Erzählungen (UA 1881).

Peter Tschaikowski verwendete Hoffmanns Nussknacker und Mausekönig aus den Serapionsbrüdern als Vorlage für sein Ballett Der Nussknacker (UA 1892).

Ferruccio Busonis Oper Die Brautwahl (UA 1905) basiert auf der gleichnamigen Erzählung aus den Serapionsbrüdern.

Paul Hindemiths Oper Cardillac (UA 1926) und Manfred Knaaks Musical Das Collier des Todes (UA 2007) basieren auf der Erzählung Das Fräulein von Scuderi aus den Serapionsbrüdern.

 

5. Werke

(hier auf die Kompositionen begrenzt)

Hoffmanns Nachlass wurde in seinem Todesjahr versteigert, vieles ging verloren. Ein Teil des kompositorischen Nachlasses befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin und der Staatsbibliothek Bamberg. Von seinen Kompositionen, die eine erstaunliche Vielfalt aufweisen – Singspiele, Opern, Schauspielmusiken, Ballette, Vokal- und Instrumentalwerke – sind 85 bekannt, davon sind weniger als die Hälfte erhalten:

Bühnenwerke

Die Maske (Libretto: E. T. A. Hoffmann), Singspiel (1799)

Die lustigen Musikanten (Libretto: Clemens Brentano), Singspiel (1804)

Bühnenmusik zu Zacharias Werners Trauerspiel Das Kreuz an der Ostsee (1805)

Liebe und Eifersucht (Calderón/August Wilhelm Schlegel; 1807)

Arlequin, Ballettmusik (1808)

Der Trank der Unsterblichkeit (Libretto: Julius von Soden), romantische Oper (1808, UA 2012)

Wiedersehn! (Libretto: E. T. A. Hoffmann), Prolog (1809)

Dirna (Libretto: Julius von Soden), Melodram (1809)

Bühnenmusik zu Julius von Sodens Drama Julius Sabinus (1810)

Saul, König von Israel (Libretto: Joseph von Seyfried), Melodram (1811)

Aurora (Libretto: Franz Ignaz von Holbein), heroische Oper (1812)

Undine (Libretto: Friedrich de la Motte Fouqué), phantastische Oper (1816)

Instrumentalmusik

Rondo für Klavier (1794/1795)

Ouvertura. Musica per la chiesa d-moll (1801)

5 Klaviersonaten: A-Dur, f-moll, F-Dur, f-moll, cis-moll (1805–1808)

Sinfonie Es-Dur (1806)

Harfenquintett c-Moll (1807)

Grand Trio E-Dur (1809) für Violine, Violoncello und Klavier

Vokalmusik

Messa d-Moll (1805)

Trois Canzonettes à 2 et à 3 voix (1807)

6 Canzoni per 4 voci a cappella (1808)

Miserere b-Moll (1809)

In des Irtisch weiße Fluten (Lied, 1811)

Recitativo ed Aria Prendi l’acciar ti rendo (1812)

Tre Canzonette italiane (1812)

6 Duettini italiani (1812)

Nachtgesang, Türkische Musik, Jägerlied, Katzburschenlied für Männerchor (1819–1821)

Hörbeispiele

Klaviersonate in A-Dur  https://www.youtube.com/watch?v=eF04bCnNndA

Harfenquintett c-Moll  https://www.youtube.com/watch?v=eF04bCnNndA

Sinfonie in Es-Dur  https://www.youtube.com/watch?v=V77ztPIidbE

 

6. Quellen und Links

Braun, Peter: E.T.A. Hoffmann. Biografie, Artemis & Winkler 2004.

Allroggen, Gerhard: E.T.A. Hoffmanns Kompositionen. Ein chronologisch-thematisches Verzeichnis seiner musikalischen Werke mit einer Einführung, Bosse 1970.

Die E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft e. V. mit Sitz in Bamberg widmet sich Hoffmanns Person und Werk und betreut auch das Bamberger E.T.A. Hoffmann-Haus: https://etahg.de/

Die Staatsbibliothek zu Berlin betreibt ein E.T.A.-Hoffmann-Portal: https://etahoffmann.staatsbibliothek-berlin.de/

Hoffmann im Projekt Gutenberg: www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/etahoff.html

Bild

E.T.A. Hoffmann, Selbstporträt, Wikipedia, gemeinfrei

Walter Daugsch, Lorenz Grimoni: Museum Stadt Königsberg in Duisburg. Leer 1998, ISBN 3-7921-0472-5, S. 123., public domain, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:ETA_Hoffmann.jpg