In den Leipziger Komponistenhäusern der Romantik, dem Mendelssohn-Haus, dem Schumann-Haus sowie der Grieg-Begegnungsstätte, lebt im März 2009 die Tradition der „Musikalischen Salons“ wieder auf. Wie im 19. Jahrhundert entsteht bei Musik, Gespräch und einem Glas Sekt oder Tee eine Verbindung von Kunst, Geselligkeit und Konversation - ohne strenge Trennung zwischen Interpreten und Zuhörern. Die Veranstaltungsreihe findet unter dem Dach der Leipziger Notenspur statt und startet in allen drei Häusern parallel am 1. März 2009. Danach wird es am 8. März im Mendelssohn-Haus und in der Grieg-Begegnungsstätte sowie am 22. März im Schumann-Haus eine Wiederholung geben. Die Komponistenhäuser sind Stationen der Leipziger Notenspur, die künftig die wichtigsten Wohn- und Schaffensstätten berühmter Komponisten in Leipzig verbindet.
Die Idee, die alte Tradition der Salons wieder aufleben zu lassen, hatten 2008 unabhängig voneinander mehrere Leipziger. Für Eberhard Spree, Musiker im Leipziger Gewandhausorchester und einer der Initiatoren der Notenspursalons, geht ein Wunsch in Erfüllung: „Ich hatte schon lange das Anliegen, einmal in einer solchen Räumlichkeit mit Musik und begleitenden Informationen in ‚geselliger‘ Runde der Besonderheit eines solchen Ortes näher zu kommen. Ein musikalisches Programm mit interessanten Geschichten zu verbinden und die Komponistenwohnungen mit Leben zu erfüllen, ist uns als Musiker eine besondere Herausforderung.“
Die Notenspur-Initiative hat die Organisation der Musikalischen Salons übernommen, denn ein „Verbundnetz“ der Musik zu schaffen, ist ein zentrales Anliegen des Leipziger Notenspur-Projektes. „Wenn eine Idee derart in der Luft liegt, muss man sie aufgreifen und ihr Raum zum Leben geben, denn es spricht alles dafür, dass das Experiment gelingen wird.“, meint Notenspur-Initiator Werner Schneider.
Dass die Musikalischen Salons parallel in drei im gleichen Stadtviertel liegenden Komponistenhäusern stattfinden können, unterstreicht die einzigartige Leipziger Situation, die durch die künftige Notenspur auch im Stadtbild sichtbar wird. Leipzig verfügt weltweit über die größte örtliche Dichte authentischer Komponistenstätten. Andreas Creuzburg, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde des Gewandhauses, unterstreicht den Zusammenhang zwischen Notenspur-Projekt und Musikalischen Salons: „Notenspur – das ruft fast automatisch nach musikalischer Untersetzung. Deshalb ist das Anliegen der Leipziger Notenspur, neben Mendelssohn auch Schumann, Grieg und weitere mit Leipzig verbundene Komponisten verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und durch ‚musikalische Salons‘ mit zusätzlichem Leben zu erfüllen, eine wunderbare Sache.“
Beim Hören der Musik der ehemaligen berühmten Bewohner in ihren Wohn- und Schaffensräumen taucht man ein in Geist und Haltung der Romantik. Christiane Schmidt, Leiterin des Museums im Mendelssohn-Haus, ist davon überzeugt, dass es in den originalen Räumen nicht schwerfällt, sich in die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts hineinzuversetzen: „Wie zu Zeiten der Familie Mendelssohn, in deren authentisch gestalteter Wohnung man sich ja schließlich befindet, können die Gäste einfach nur genießen oder auch eine Diskussion entfachen: zu den gespielten Werken, zur Familie Mendelssohn oder der Musikstadt Leipzig, nicht zuletzt zum Stand des Projektes Notenspur.“ Ina Adler, Präsidentin der Edvard Grieg Gedenk- und Begegnungsstätte, ist davon begeistert, an die große Tradition ihres Hauses anknüpfen zu können: „Im Musikverlag C.F.Peters gingen im 19. und 20. Jahrhundert die Komponistengrößen dieser Zeit, darunter Brahms, Tschaikowski und natürlich auch Grieg, ein und aus. Die Verlegerfamilien Abraham und besonders Hinrichsen waren für ihre Gastfreundschaft stadtbekannt und luden regelmäßig zu Hauskonzerten ein.“
Durch die Einbettung in Musikalische Salons, die Workshops der damaligen Zeit, wird der Entstehungsprozess der Musik an diesen Orten erlebbar. Die Salons verbinden Werkstattcharakter, Entdeckerfreude, Austausch und Geselligkeit auf außergewöhnliche und gleichzeitig natürliche Weise. Notenspur-Initiator Werner Schneider ist überzeugt: „Mit den Notenspursalons sind wir gleichzeitig näher am Original und näher am heutigen Empfinden. Der informelle Charakter der Salons kommt besonders jüngeren Leuten entgegen, die sich bei den klassischen Konzerten oft rar machen.“
Wie zur Zeit der Romantik wird der Salon in jedem Haus eine andere künstlerische Farbe tragen, geprägt durch die Eigenart des „Hauskomponisten“, durch den „Familiengeist“ der wirkenden Vereine, durch die Musizierhaltung der Interpreten und nicht zuletzt durch die Gäste, die gemeinsam die Notenspursalons formen. Ulrike Richter, die den Salon im Schumann-Haus moderiert, freut sich auf das Beisammensein einander unbekannter Menschen, die durch die Musik verbunden werden: „Es wird so sein, wie wenn man sich bei Freunden trifft.“