Eine neue Veranstaltungsreihe hatte im März Premiere: Musikalische Salons in den drei Leipziger Komponistenhäusern der Romantik, bei Mendelssohn, Schumann und Grieg. Künftig sind diese Häuser durch des Band der Leipziger Notenspur miteinander verbunden. Nach sechs ausverkauften Salons ziehen die Initiatoren Bilanz und richten den Blick in die Zukunft.
Die Notenspur-Salons unterstreichen die besondere Stellung, die Leipzig bei der Pflege des musikalischen Welterbes zukommt. Nirgends sonst auf der Welt wäre es möglich, im gleichen Stadtviertel nur wenige Fußminuten voneinander entfernt Musikalische Salons in authentischen Komponistenhäusern durchzuführen. Notenspur-Initiator Werner Schneider freut sich über den großen Zuhörerzuspruch für alle drei Häuser: „Zusammenarbeit verschafft unserer Musikstadt größere öffentliche Aufmerksamkeit und bringt uns alle voran.“
Die Erwartung, dass die Salons in den einzelnen Häusern durch die verschiedenen Räumlichkeiten, Trägervereine und Musiker eine eigene Atmosphäre entwickeln, hat sich bestätigt. Jeder Salon war unterschiedlich in seiner Mischung von Musik, Geselligkeit , Austausch und Entdeckerfreude.
Neben Musik der Hauskomponisten gab es Musik von befreundeten oder verehrten „Berufskollegen“ zu hören. Zu verbinden, was musikalisch zusammengehört, ist das Anliegen der Notenspur.
In der Grieg-Begegnungsstätte kam der Aspekt der Geselligkeit durch die Gruppierung um kleine Kaffeetische am stärksten zur Geltung. Das skandinavische Kolorit lugte überall hindurch: schwedische Sängerin und finnische Pianistin, Hardangergeige und Linie Aquavit in kleiner Dosierung für die Besucher.
Der Salon bei Mendelssohn bestach durch Stil und Großzügigkeit. Von der gediegenen Musik und den ausgewählten Brieflesungen über die ungewöhnliche Anordnung der Bestuhlung und die kulinarischen Köstlichkeiten bis hin zum verwendeten Geschirr war er etwas für Ohr und Auge.
Der Notenspur-Salon im Schumann-Haus war davon geprägt, dass Interpreten und Gäste im wörtlichen und übertragenen Sinn besonders zusammenrückten. Die Moderation durch eine Künstlerin mit einem Faible für die Biedermeierzeit ließ die Entstehungszeit der Musik besonders lebendig werden und bescherte den Gästen eine spannende Unterhaltung mit den Musikern über Auswahl und Interpretation der gewählten Musikstücke. Musik und Musiker „zum Anfassen“ - das kam bei den Besuchern gut an.
In jedem der drei Salons gab es etwas zu entdecken und zu bestaunen: im Grieg-Salon die norwegische Volksgeige und den gestampften Rhythmus der Volkstänze, im Mendelssohn-Salon ein Männerchorquartett unter Beteiligung der Instrumentalisten. Zu Gehör gebracht wurde ein Chorsatz, den Mendelssohn während eines Salons spontan komponierte und auf eine Serviette schrieb. Im Schumann-Haus schließlich wurden die Besucher in eine Komponistenwerkstatt entführt: Ein früher Klavierquartett-Versuch von Schumann, bei dem die Klavierstimme nicht voll ausgeschrieben ist und sich Streicherpassagen mit den Spielmöglichkeiten reiben, stieß auf besonderes Interesse der Salon-Besucher.
Genau wie in den Salons der Biedermeierzeit gab es auch in den Notenspur-Salons nicht nur Musik zu hören. Auszüge aus Briefen und Tagebüchern ergänzten das Gehörte. Und natürlich wurde über das Notenspur-Projekt informiert und diskutiert, das die Klammer für die Salons in den unterschiedlichen Häusern bildet. Wie schon oft in der Geschichte Leipzigs ist auch das Notenspur-Projekt aus der Bürgerschaft heraus entstanden. Genau wie damals, als Projekte in den Salons gemeinsam entwickelt wurden, gab es Rückfragen und Anregungen, die spontane Bereitschaft zur Mitwirkung und Angebote zur finanziellen Unterstützung des Notenspur-Projektes.
„An diese neue-alte Form der Musikdarbietung werden sich Publikum und Auftretende schnell und gern gewöhnen“, zieht Ina Adler vom Grieg-Verein ein Resümee. Rainer Manertz von der UNESCO-Initiative ergänzt: „Den Häusern hat es gut getan, dem so zahlreichen Publikum hat es bestens gefallen, die Musiker haben ganz uneigennützig große Leistungen vollbracht und die Notenspur hat es wieder ein kräftiges Stück nach vorn gebracht.“
Wegen des starken Zuspruchs werden die Notenspur-Salons im kommenden Jahr eine Fortsetzung erfahren. Nach jetzigem Planungsstand werden das Bach-Archiv mit dem Sommersaal im Bosehaus und die Wagner-Vereine mit der Aula der Alten Nikolaischule dazu stoßen. Dann sind alle großen Leipziger Komponisten, deren Erbe von aktiven Vereinen lebendig gehalten wird, mit eigenen Salons unter dem Dach der Notenspur vereinigt. Der gemeinsame Start mit vielen überraschenden Notenspur-Entdeckungen wird voraussichtlich am letzten Märzwochenende 2010 stattfinden.