Pressemitteilung Leipziger Notenspur, 17. März 2015
Die Geschäftsstelle des Notenspur-Fördervereins muss Ende März schließen. Der vom Stadtrat angestrebte „Schutzschirm“ für Vereine hat für das „bürgerschaftliche Musterprojekt“ – so die „Leipziger Blätter“ – noch nicht gewirkt. Die städtische Förderung der Tätigkeit des Notenspur-Fördervereins ist für 2015 auf Null gesetzt worden. Die Schließung der Geschäftsstelle ist damit unausweichlich.
Erst vor wenigen Monaten gewann der Notenspur-Förderverein einen europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für Projekte unter dem Thema „Lebendige Erinnerungskultur“ mit 437 Bewerbungen, so dass die Stadt Leipzig dadurch den Titel „Lebendigste Erinnerungsstadt“ tragen darf. Besonders hervorgehoben wurde bei der Auszeichnung der breite Projektansatz – die Notenspur ist als Musikprojekt gestartet und hat sich inzwischen zum Stadtprojekt entwickelt mit den Themen Kultur, Stadtentwicklung, Bildung, Tourismus, interkultureller Austausch, Vernetzung von Grünbereichen, sanfte Mobilität, jüdische Geschichte u.a. – stets in der Verbindung mit Musik. Genau dieser vernetzende Ansatz macht das Projekt bei der Umsetzung schwierig für die Stadtverwaltung. Mit seiner spartenübergreifenden Ausrichtung passt es nicht in die Schubladen der Dezernatsstruktur. Eine dezernatsübergreifende Unterstützungs- und Kommunikationsstruktur für das Projekt fehlt im Rathaus. Dieses strukturelle Zuständigkeitsproblem hat zum vorläufigen Förderungs-Aus geführt.
Natürlich führt der Notenspur-Förderverein sein ehrenamtliches Engagement auch in Zukunft weiter. Projekte, die durch private Unterstützung oder öffentliche Förderung abseits von Kulturmitteln durchgeführt werden können, werden engagiert weitergeführt.
Dazu gehören z.B. der Schneeblumen-Gedenkweg am 13. April, der gemeinsam mit Flügelschlag-Werkbühne zum Andenken an die Räumung des KZ-Außenlagers Wolfswinkel organisiert wird, oder die Kooperation mit dem Leo-Baeck-Institut New York und der EVZ-Stiftung zu jüdischer Musikkultur. Geführte Wochenend-Radtouren auf dem geplanten Leipziger Notenrad werden ebenso stattfinden wie eine spendenfinanzierte Ausstellung im Sächsischen Landtag, bei der das bürgerschaftliche Vorzeigeprojekt in Dresden für die Bürgerstadt Leipzig zu deren 1000jährigem Jubiläum wirbt und die Initiative und Kreativität der Leipzigerinnen und Leipziger ins Zentrum rückt. Durch eine Unterstützung von Leipzig 2015 wird die Geschäftsstelle ab September sogar für ein Vierteljahr wieder geöffnet, um die Notenspur-Nacht der Hausmusik am 21. November zu organisieren. Selbstverständlich bleibt auch die Sorgfalt im Umgang mit Spenden.
Betroffen von der Schließung sind insbesondere Tätigkeiten, die eine kontinuierliche Entwicklung und Betreuung durch die Geschäftsstelle benötigen. Dazu gehören beispielsweise die Aktivitäten mit Kindern an der Kleinen Leipziger Notenspur. Besonders häufig wird die Notenspur als Vermittlungsmedium durch Schulen genutzt, weil die Notenspur durch ihre Verbindung von Stadterkundung und Musikerlebnis ein niederschwelliges Angebot auch für Kinder schafft, die von zu Hause wenig kulturelle Bildung mitbekommen und keine starke Lobby haben. Führungsanfragen von Kindergruppen für April mussten leider abgesagt und bereits bestehende Anmeldungen für 300 Kinder konnten noch nicht bestätigt werden. Wegen der ungeklärten Förderperspektive musste der Verein seine Projekte zur sozialen Integration von Migrantenkindern bereits im vergangenen Jahr einstellen. Auch auf Veranstaltungen zu jüdischer Musikkultur für Schulen während der jüdischen Woche 2015 musste schweren Herzens verzichtet werden. Schade, dass diese Anliegen zum Miteinander der Kulturen gerade in der gegenwärtigen Situation im Verwaltungsgestrüpp zu ersticken drohen.
Ebenso ungeklärt ist gegenwärtig, aus welchen Mitteln die bisher vom Verein de facto durchgeführte Förderung der Tourismuswirtschaft bestritten wird. Allein im letzten Jahr sind auf Nachfrage von Hotels, Reiseanbietern, Jugendherbergen, Kulturinstitutionen und LTM mehr als 20.000 Flyer erstellt und ausgereicht worden. Eine diesbezügliche Anfrage an die Verwaltung zu Möglichkeiten der Finanzierung ist noch ohne Antwort. Schließlich wird durch die ausgebliebene Förderung auch die Leipziger Bewerbung um das Europäische Kulturerbe-Siegel beeinträchtigt, Die Projektorganisation verlangsamt sich durch die ausgebliebene städtische Unterstützung erheblich. Eine Anfrage beim Freistaat hat ergeben, dass es ohne Förderbekenntnis der Stadt zur Arbeit des Notenspur-Fördervereins keine ergänzende Finanzierung des Landes mit mehrjähriger Perspektive für das europäische Kulturprojekt geben wird.
Das Notenspur-Projekt ist für die Bedürfnisse und Anliegen der Leipzigerinnen und Leipziger sowie ihre Gäste entwickelt worden – nicht für die Bedürfnisse der Stadtverwaltung. Es ist weit mehr als eine Marketingkampagne. Der Notenspur-Förderverein wird auch künftig Leipzigs Musik mit Bildung, sozialer Integration, interkulturellem Austausch, Tourismusförderung, jüdischer Kultur, sanfter Mobilität u.a. verbinden und das große kulturelle Erbe unserer Stadt generations- und milieuübergreifend erlebbar machen. Das touristische Notenspur-Leitsystem im Stadtzentrum, mit dem sich Leipzig inzwischen international schmückt, wurde zunächst ebenfalls abgelehnt. Von einer fast tausendjährigen Dame sollte man keine Wunderdinge erwarten. Sie braucht einfach mehr Zeit, sich auf neue Ideen einzustellen und deren Potenzial auszuschöpfen. Der Notenspur-Förderverein wird jedenfalls weiterhin gern mit unserer liebenswürdigen 1000-Jährigen zusammenarbeiten und sich dafür einsetzten, dass auch zukünftig Musik unsere Stadt bewegt und uns miteinander verbindet.
Ob die Stadt dieses Anliegen ebenfalls unterstützt und ob die Notenspur-Geschäftsstelle wieder dauerhaft öffnen kann, entscheidet der neue Stadtrat.
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Umfang der Pressemitteilung: 5894 Zeichen (einschl. Leerzeichen)
Anlagen, Abdruck frei, Bildrechte bei Notenspur-Initiative
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Bildtitel: Notenspur – Das musikalische Band durch Leipzig, Foto: Notenspur-Initiative
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Bildtitel: Musik auf Schritt und Tritt – Marta an der Notenspur, Foto Notenspur-Initiative
Von:
Leipziger Notenspur-Initiative
c/o Universität Leipzig
Grimmaische Str.12, 04109 Leipzig
<link http: www.notenspur-leipzig.de>www.notenspur-leipzig.de
Kontakt:
Prof. Dr. Werner Schneider, Leiter Leipziger Notenspur-Initiative
Kontaktdaten unter <link http: www.notenspur-leipzig.de kontakt>www.notenspur-leipzig.de/kontakt
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Leipziger Notenspur. Musik bewegt die Stadt.
Europäischer Initiativ-Preis für Kultur 2013.
1. Preis „Lebendige Erinnerungsstadt: Gedenken – Bewusst machen – Identität stiften“ 2014.