Alexandra Alt für eine Arbeit zur grünen Konzertlandschaft Leipzigs im 19. Jahrhundert ausgezeichnet
Am gestrigen 2.Juli 2017 wurde der Gert-Triller-Preis für Musikkultur erstmals vergeben, der für Arbeiten zur Erforschung der „Musik im Grünen“ in Leipzig ausgelobt worden war. Preisträgerin ist die Musikwissenschaftlerin Alexandra Alt. Sie erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeit „Die grüne Konzertlandschaft Leipzigs: Musik in Leipziger Gärten im 19. Jahrhundert“. Ein Konzert der Musikalischen Komödie Leipzig vor dichtgedrängten Zuschauerreihen am Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park bildete den begeisternden Rahmen der Preisverleihung. Inzwischen ist die Preisträgerin von dem interessanten Thema so gefangen genommen, dass sie sich dessen Erforschung auch weiterhin widmen wird.
Das Treiben in den Parks und Gärten und speziell die Konzerte dort hatten einen großen Einfluss auf das Leben der sich durch die Industrialisierung rasant entwickelnden Stadt Leipzig im 19. Jahrhundert. Für viele Menschen bildete der Besuch der Grünanlagen eine wichtige – oft die einzige – Möglichkeit der Freizeitgestaltung. So schrieb die Neue Zeitschrift für Musik 1862: „Wenn die Concertsäle sich schließen und die Theater leerwerden, öffnen die Kioske‘ ihre Hallen und locken das Publicum in die Gartenconcerte. Ohne Musik kann nun einmal der gebildete Mensch der Gegenwart nicht mehr bestehen … Trotz des nassen und kalten Juli entwickelten die Gartenconcerte eine unglaubliche Concurrenz …“. Zudem waren die Konzerte im Grünen oft der wichtigste Berührungspunkt zwischen weniger Begüterten mit der Musik.
Die Juryvorsitzende Eszter Fontana unterstrich, dass mit der Erforschung der „Musik im Grünen“ weitgehend Neuland betreten wird. Dies ist einerseits erstaunlich, da durch die Konzerte in Parks und Gärten breite soziale Schichten erreicht werden, andererseits aber auch verständlich. Anders als bei den großen Musikinstitutionen wie Thomanerchor und Gewandhausorchester, deren Geschichte vergleichsweise gut dokumentiert ist, wechselten die Ensembles der vergnüglichen Open-Air-Musik häufig. Zudem erfordert die Erforschung der stilistischen und sozialen Vielfalt der Musik im Freien das Zusammenwirken mehrerer Fachdisziplinen.
Hintergrund:
Der von Notenspur Leipzig e.V. – vertreten durch den Vorstandsvorsitzenden Werner Schneider – und Musikpavillon – vertreten durch den Eigentümer Eberhard Wiedenmann – gemeinsam ausgelobte Preis fördert die Erforschung und Entwicklung der Leipziger Musikkultur und würdigt das Engagement von Gert Triller für die Leipziger Notenspur-Initiative.
Gert Triller, geb. 1934, verstarb im Oktober 2015 nach langer Krankheit. Fast sein ganzes Leben arbeitete er beim Schwermaschinenkombinat TAKRAF, wo er die Transporte der Schwerlastkräne verantwortete und oft auch selbst als Kranfahrer tätig war. Viel lieber als in Konzertsälen war er im Grünen unterwegs.
Gert Triller hat den gemeinnützigen Notenspur-Verein in seinem Testament als Teilerben eingesetzt, ohne dass der Verein davon wusste und ohne dass vor dem Tod ein direkter Kontakt bestanden hätte. Er steht für die vielen Leipzigerinnen und Leipziger, die nie im Rampenlicht standen oder stehen und sich dennoch unbemerkt für ihre Stadt engagieren.
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Bildtitel: Preisträgerin A. Alt mit den Auslobern und der Juryvorsitzenden am Musikpavillon. Foto: M. Schneider
Anlage, Abdruck frei, Bildrechte bei Notenspur-Initiative
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Von:
Leipziger Notenspur-Initiative
c/o Universität Leipzig
Grimmaische Str.12, 04109 Leipzig
www.notenspur-leipzig.de
Kontakt:
Prof. Dr. Werner Schneider, Leiter Leipziger Notenspur-Initiative (schneider@notenspur-leipzig.de)
Prof. Dr. Eszter Fontana, Jury-Vorsitzende Gert-Triller-Preis (fontana@notenspur-leipzig.de)
Kontaktdaten unter www.notenspur-leipzig.de/kontakt